Diskurse sind Text- und Gesprächsnetze zu einem Thema, die mit Macht verbunden sind und als Formationssystem von Wissen dienen. Um die durch die mittels Sprache kommunizierten und sich manifestierenden Spuren des Denkens innerhalb eines Diskurses herauszufiltern, können Spracherzeugnisse – also Texte und Gespräche – linguistisch analysiert werden.
Eine Möglichkeit bietet die sogenannte pragma-semiotische Textarbeit. Mit dieser Methodik untersuchen Linguisten sprachliche Äußerungen – also z.B. Zeitungstexte – auf fünf Ebenen:
Die einzelnen Ebenen sind in der Praxis nicht so streng voneinander zu treffen, wie es diese Aufteilung suggeriert. Allerdings bietet die Aufteilung einen guten Ausgangspunkt, um methodisch sauber zu analysieren. Ziel der pragma-semiotischen Textarbeit ist, die sich durch den jeweiligen Sprachgebrauch (=pragma-) definierten Bedeutungen (=semiotische) sprachlicher Äußerungen durch die intensive Beschäftigung mit Texten (=Textarbeit), die einen übergeordneten Diskurs bilden, zu verfolgen und nachzuvollziehen. Dabei werden diejenigen Konzepte eines Diskurses herausgearbeitet, die für das grundlegende Verständnis des Diskurses relevant sind und ihn im besonderen Maße beeinflussen und steuern (handlungsleitende Konzepte).
In der Linguistik wird gerne differenziert und abstrahiert – eben weil man ständig die Kategorien, in denen man normalerweise denkt, hinterfragt. Und so differenziert der Linguist auch zwischen Sprache und Welt. Ein Hilfsmittel, um dies anschaulich und schematisch darzustellen, ist das sogenannte semiotische Dreieck.
Grundlage des semiotischen Dreiecks ist die ontische Ebene (rechts unten), die des Seins, d.h. dessen, was in der Welt gegeben ist. Dies können Personen, Objekte, Ereignisse oder Sachverhalte sein.
Ihr gegenüber steht die Ebene des sprachlichen Ausdrucks – d.h. die Art und Weise, wie Sachverhalte, Objekte und Personen bzw. Akteure versprachlicht werden.
Dies führt zur interpretatorischen Ebene mit Begriffen (in der Linguistik nicht verstanden als Buchstabenabfolge, sondern als Einheit, die den Inhalt eines Wortes betrifft) und Konzepten.
Die weitere Abstraktion auf der interpretatorischen Ebene führt zu den verstehensrelevanten Wissens- und Deutungsrahmen, den Frames, die unser Wissen strukturieren. Geht man noch einen weiteren Abstraktionsschritt weiter, gelangt man zu den sogenannten Matrixframes – grundlegende Kategorien, in denen sich alle sprachlichen Bezeichnungen zusammenfassen lassen (Zustand, Teil, Gesamtheit, Handlung, Ereignis, Organismus, Person, Gruppe/Institution, Artefakt, natürlicher Gegenstand, sich entwickelnder Gegenstand).
Dieser Dreiklang an ontischer Ebene, sprachlichen Äußerungen und unseren Interpretationen führt zu den Weltbildern, die wir in unseren Köpfen tragen. Die linguistische Untersuchung eines Diskurses erfolgt auf der sprachlichen Ebene und erlaubt Rückschlüsse auf die interpretatorische Ebene. Die Sprache ist dabei wie eine Folie, eine getönte Brille, durch sie wir auf die uns umgebende Welt schauen und sie – eben auch durch die spezifische Art und Weise der Versprachlichung – interpretieren.
Die Bezeichnung der pragma-semiotischen Textarbeit für die linguistische Methode, einen Diskurs zu untersuchen, liefert dabei Rückschlüsse auf die Verortung der Methodik. So verweist das Attribut pragma (von altgriechisch πρᾶγμα = die Sache) auf das linguistische Konzept der sogenannten Sprechhandlungen. Teilnehmer von Kommunikationssituationen bzw. eines Diskurses handeln mit Sprache. Ja, wir verändern mit sprachlichen Äußerungen die uns umgebende Realität, z.B. mit Aussagen wie "Hiermit ernenne ich euch zu Mann und Frau". Nach Äußerung dieses Satzes gilt das angesprochene Paar als verheiratet; es hat also eine Veränderung ihres Status und der Welt stattgefunden.
Der US-amerikanische Philosoph John Roger Searle unterteilte sprachliche Handlungen in vier Sprechakte:
Jede sprachliche Äußerung lässt sich außerdem in eine der fünf grundlegenden Sprechaktklassifikationen einteilen:
Menschliche Sprache ist ein System an Zeichen – also von Einheiten, die stellvertretend für andere Einheiten stehen. Wissenschaftlich betrachtet wird die Beschaffenheit und Funktion von Zeichen in der sogenannten Semiotik (von altgriechisch σημεῖον = das Zeichen), der Lehre von den Zeichen.
Der Semiotiker Charles Sander Peirce unterschiedet drei Arten an Zeichen:
Sprachliche Zeichen sind demnach Symbole. Sprachliche Zeichen sind willkürlich gewählt, da keine naturgegebene Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem besteht. Sie müssen aber auch konventionell gefestigt sein, um verständlich zu sein. Das heißt nichts anderes, als dass sich eine Sprachgemeinschaft bewusst oder unbewusst auf die Nutzung von bestimmten Buchstabenabfolgen, also Wörtern, einigen muss.
Sprachliche Zeichen, also Wörter, haben keine Bedeutung für sich, sondern mit ihnen wird überhaupt erst Bedeutung gemacht.