Politik ist Prozess (politics), Form (polity) und Inhalt (policy) von gesellschaftlicher Relevanz. Politisches Handeln erfolgt durch Kommunikation – Politik ohne Kommunikation, ohne Sprache ist schlichtweg nicht vorstellbar. Sprache ist demnach nicht nur irgendein Instrument der Politik, sondern überhaupt erst die Bedingung ihrer Möglichkeit, wie dies der Politolinguist Heiko Girnth prägnant ausdrückt.
Politisches Sprachhandeln zeichnet sich dadurch aus, dass es in der Öffentlichkeit erfolgt, sich auf Gruppen bezieht, an verschiedene Adressaten gerichtet ist und sich nach Konsens bzw. Dissens orientiert.
Gleichzeitig ist Sprache politisch, da ihr Gebrauch von gesellschaftspolitischer Relevanz ist. Denn Sprache ist nicht nur reine Mitteilung, sondern immer auch ein Handeln. Der Politolinguistik, die sich mit dem Spannungsverhältnis von Sprache und Politik befasst, liegt deshalb ein weites Politikverständnis zugrunde. Demzufolge kann alles, was als gesellschaftspolitisch relevant angesehen wird, zum Untersuchungsgegenstand werden.
Mit dem spezifischen Gebrauch von Sprache wird auch (politische) Macht ausgedrückt und ausgeübt. Diejenigen Akteure, denen es gelingt, in einem gesellschaftspolitischen Diskurs ihre Deutungen dominant zu setzen und durchzusetzen, verfügen über die Deutungshoheit und somit über Macht. Dabei sind häufig sogenannte semantische Kämpfe zu beobachten, die in Bezeichnungskonkurrenzen und Bedeutungsfixierungsversuche zu differenzieren sind.
Die Macht dieser semantischen Kämpfe verdeutlicht sich an den verstehensrelevanten Wissensrahmen, den sogenannten Frames. Jedes Wort, was wir verwenden, ruft einen Frame auf – einen Rahmen an (Hintergrund-)Wissen, welchen wir benötigen, um das betreffende Wort zu deuten. Dieser von den aufgerufenen Deutungsrahmen vorhandene Hintergrund schwingt dabei aber auch immer in der Deutung des jeweiligen Wortes mit. Somit ist unser Sprachverstehen also immer auch durch die in unserem Denken unbewusst aufgerufenen Wissensrahmen beeinflusst. Diese Wissensrahmen sind wiederrum miteinander verknüpft und bilden so Netzwerke an Frames und Deutungsrahmen.
Wörter haben also keine feststehende Bedeutung, sondern mit ihnen wird erst Bedeutung gemacht. Der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein hat dies prägnant umschrieben: "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache".
Da es sich bei den Frames um Kategorien eines sehr hohen Abstraktionsgrades handelt, empfiehlt sich für die konkrete linguistische Analyse eines gesellschaftspolitischen Diskurses die Analyse der sogenannten handlungsleitenden Konzepte: kognitive Einheiten, die in einem Diskurs dominant gesetzt werden und demnach relevant für das tieferliegende Verständnis eines Diskurses sind.
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