SPRACHE & MEDIEN

Was wissen wir durch Massenmedien?

Wir können nicht an allen Orten gleichzeitig sein. Deshalb sind wir auf Massenmedien angewiesen, um Wissen über Personen, Ereignisse und Sachverhalte zu erlangen – z.B. über die zusammenstürzenden New Yorker Twin Towers, die Oscar-Verleihungen in den USA oder explodierende Bomben in Brüssel etc.

"Was wir über die Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien."

- Niklas Luhmann -

Massenmedien bilden dabei nicht die Wirklichkeit ab. Denn auch wenn Realität und Wirklichkeit im allgemeinen Sprachgebrauch synonym verwendet werden, bezeichnen beide Wörter nicht das gleiche. Wirklichkeit ist das, was ich unmittelbar mit meinen eigenen Sinnen wahrnehme. Realität ist das, was ich mittelbar über die Welt erfahre - also z.B. durch Massenmedien.

 

Massenmedien sind keine neutralen Organe – es gibt de facto keine objektiven Medien. Genau wie jeder andere Mensch auch hat ein Journalist ein eigenes subjektives Weltbild, das durch seine Wahrnehmung und Sprache beeinflusst wird. Dieser Umstand ist nicht per se negativ, sondern lediglich eine conditio humana, die es zu beachten gilt. Wichtig sind die sorgfältige Recherche, Quellenkritik und Reflexion über das eigene Wahrnehmen und Denken.

"Massenmedial kommunizierte Sprach- und Bildzeichen und Zeichenverkettungen sind ein perspektivierter Ausschnitt von Welt zur interessengeleiteten Konstitution von Realitäten im Spektrum verschiedener Wirklichkeiten.“

- Ekkehard Felder -

Journalisten verwenden Sprache und Bilder, um Informationen zu kommunizieren. Diese massenmedial kommunizierten Sprach- und Bildzeichen bieten einen perspektivierten Ausschnitt der Welt. Mit ihnen werden im öffentlichen Diskurs interessengeleitet Realitäten konstruiert.

 

Dies bedeutet folgendes: Was in den Medien veröffentlicht wird, beeinflusst unsere Wahrnehmung allein schon dadurch, dass es überhaupt veröffentlicht wird. Medien verfügen also durch ihre Selektionskraft über Themenführerschaft im öffentlichen Diskurs. So wurde in bestimmten sozialistischen Systemen in den Massenmedien nicht über Kriminalität gesprochen – dies hieß aber nicht, dass es keine Kriminalität gab.

 

Umgekehrt kann eine hohe Frequenz an Gewaltbildern dazu führen, dass die Rezipienten die sie umgebende Welt daraufhin als gefährlicher einschätzen als sie tatsächlich ist, wie der Kommunikationswissenschaftler George S. Gerbner in Untersuchung mit dem Massenmedien Fernsehen herausgearbeitet hat.

 

Außerdem beeinflusst uns die Art und Weise der Versprachlichung von in Medien veröffentlichten Informationen. Sprache birgt ein Perspektivierungspotential in sich und wirkt sich auf unsere Wahrnehmung von Welt und unsere Wissensbildung aus. So macht es in der Wahrnehmung und Bewertung einen großen Unterschied, ob ein Ereignis als Staatsstreich oder als Revolution bezeichnet wird. 

 

Mit einer fundierten linguistischen Analyse der sprachlichen Oberfläche können diese Spuren des Denkens, die zumeist unbewusst auf unsere Weltbilder einwirken, aufgespürt und herausgearbeitet werden.



WEITERFÜHRENDE LITERATUR

  • Assmann, Aleida; Assmann, Jan (1994): „Das Gestern und Heute. Medien und soziales Gedächtnis.“. In: Merten, Klaus; Schmidt, Siegfried J.; Weischenberg, Siegfried (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdt. Verl., S. 114– 140.
  • Bucher, Hans-Jürgen; Duckwitz, Amelie (2005): „Medien und soziale Konflikte.“. In: Jäckel, Michael (Hrsg.): Mediensoziologie. Grundfragen und Forschungsfelder. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 179–199.
  • Burger, Harald; Luginbühl, Martin (Hrsg.): (2005): Mediensprache. Eine Einführung in Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien. Luginbühl, Martin (Hrsg.): Berlin; New York: de Gruyter.
  • Felder, Ekkehard (2009): „Sprache – das Tor zur Welt!? Perspektiven und Tendenzen in sprachlichen Äußerungen.“. In: Felder, Ekkehard; Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg e.V. (Hrsg.): Sprache. Berlin; Heidelberg: Springer, S. 13–57.
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  • Felder, Ekkehard (2012): „Pragma-semiotische Textarbeit und der hermeneutische Nutzen von Korpusanalysen für die linguistische Mediendiskursanalyse.“. In: Felder, Ekkehard; Müller, Markus; Vogel, Friedemann (Hrsg.): Korpuspragmatik. Thematische Korpora als Basis diskurslinguistischer Analysen. Berlin; Boston: De Gruyter, S. 115–174.
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  • Luhmann, Niklas (2004): Die Realität der Massenmedien. VS Verlag.
  • Merten, Klaus; Schmidt, Siegfried J.; Weischenberg, Siegfried (Hrsg.) (1994): Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdt. Verl.
  • Reich, Kersten; Sehnbruch, Lucia; Wild, Rüdiger (2005): Medien und Konstruktivismus: Eine Einführung in die Simulation als Kommunikation. Waxmann Verlag.
  • Rhomberg, Markus (2008): Politische Kommunikation: Eine Einführung für Politikwissenschaftler. UTB.
  • Ronneberger, Franz (1974): „Die politischen Funktionen der Massenmedien.“. In: Langenbucher, Wolfgang (Hrsg.): Zur Theorie der politischen Kommunikation. München: Piper, S. 193–205.
  • Schmidt, Siegfried J. (1994b): „Die Wirklichkeit des Beobachters.“. In: Merten, Klaus; Schmidt, Siegfried J.; Weischenberg, Siegfried (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdt. Verl., S. 3–20.
  • Schmitz, Ulrich (2004): Sprache in modernen Medien. Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen. Berlin: Schmidt.
  • Scholl, Arnim (2011): „Die Wirklichkeit der Medien. Armin Scholl über den Konstruktivismus in der Kommunikations- und Medienwissenschaft.“. In: Pörksen, Bernhard (Hrsg.): Schlüsselwerke des Konstruktivismus. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, Wiesbaden, S. 443–462
  • Wulff, Hans Jürgen; Lehmann, Ingo (2008): „Kultivierungshypothese.“. In: Sander, Uwe; von Gross, Friederike; Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.): Handbuch Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., S. 274–277.

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Jeder von uns verwendet Sprache. Jeden Tag. Kommunikation ist die Währung unserer Zeit – sei es als Einzelperson, Gesellschaft oder Unternehmen.

 

Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation ist Sprache. Sie prägt unser Denken und unsere Weltbilder. Als promovierte Linguistin und erfahrene PR-Expertin verbinde ich theoretische linguistische Expertise mit jahrelanger Kommunikationspraxis.


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