Wir können nicht an allen Orten gleichzeitig sein. Deshalb sind wir auf Massenmedien angewiesen, um Wissen über Personen, Ereignisse und Sachverhalte zu erlangen – z.B. über die zusammenstürzenden New Yorker Twin Towers, die Oscar-Verleihungen in den USA oder explodierende Bomben in Brüssel etc.
Massenmedien bilden dabei nicht die Wirklichkeit ab. Denn auch wenn Realität und Wirklichkeit im allgemeinen Sprachgebrauch synonym verwendet werden, bezeichnen beide Wörter nicht das gleiche. Wirklichkeit ist das, was ich unmittelbar mit meinen eigenen Sinnen wahrnehme. Realität ist das, was ich mittelbar über die Welt erfahre - also z.B. durch Massenmedien.
Massenmedien sind keine neutralen Organe – es gibt de facto keine objektiven Medien. Genau wie jeder andere Mensch auch hat ein Journalist ein eigenes subjektives Weltbild, das
durch seine Wahrnehmung und Sprache beeinflusst wird. Dieser Umstand ist nicht per se negativ, sondern lediglich eine conditio humana, die es zu beachten gilt.
Wichtig sind die sorgfältige Recherche, Quellenkritik und Reflexion über das eigene Wahrnehmen und Denken.
Journalisten verwenden Sprache und Bilder, um Informationen zu kommunizieren. Diese massenmedial kommunizierten Sprach- und Bildzeichen bieten einen perspektivierten Ausschnitt der Welt. Mit ihnen werden im öffentlichen Diskurs interessengeleitet Realitäten konstruiert.
Dies bedeutet folgendes: Was in den Medien veröffentlicht wird, beeinflusst unsere Wahrnehmung allein schon dadurch, dass es überhaupt veröffentlicht wird. Medien verfügen also durch ihre Selektionskraft über Themenführerschaft im öffentlichen Diskurs. So wurde in bestimmten sozialistischen Systemen in den Massenmedien nicht über Kriminalität gesprochen – dies hieß aber nicht, dass es keine Kriminalität gab.
Umgekehrt kann eine hohe Frequenz an Gewaltbildern dazu führen, dass die Rezipienten die sie umgebende Welt daraufhin als gefährlicher einschätzen als sie tatsächlich ist, wie der Kommunikationswissenschaftler George S. Gerbner in Untersuchung mit dem Massenmedien Fernsehen herausgearbeitet hat.
Außerdem beeinflusst uns die Art und Weise der Versprachlichung von in Medien veröffentlichten Informationen. Sprache birgt ein Perspektivierungspotential in sich und wirkt sich auf unsere Wahrnehmung von Welt und unsere Wissensbildung aus. So macht es in der Wahrnehmung und Bewertung einen großen Unterschied, ob ein Ereignis als Staatsstreich oder als Revolution bezeichnet wird.
Mit einer fundierten linguistischen Analyse der sprachlichen Oberfläche können diese Spuren des Denkens, die zumeist unbewusst auf unsere Weltbilder einwirken, aufgespürt und herausgearbeitet werden.