Wenn das Verhältnis von Sprache, Macht und Politik betrachtet wird, stößt man unweigerlich auch auf die Frage nach der Ideologie. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Ideologie ein (bewusst) die Wahrheit verzerrendes, stereotypes und bisweilen gar fanatisches Denken der "Anderen" verstanden. Problematisch hierbei ist, dass es die Existenz von richtigem vs. falschem Wissen suggeriert.
Ideologie ist aber nicht, wie es der Oxforder Literaturwissenschaftler Terry Eagleton salopp formulierte, "wie Mundgeruch immer das, was die anderen haben". Stattdessen wird in der Wissenschaft Ideologie wertfrei als weltanschauliches System von Überzeugungen verstanden - demnach ist auch menschliches Denken grundsätzlich ideologiegebunden.
Der russische Philosoph Valentin Volosinov betonte die enge Verbindung von Ideologie und Sprache. Volosinov stellt fest, dass es ohne (sprachliche) Zeichen keine Ideologie gibt. Der Platz der Ideologie ist nach seiner Auffassung demnach in den sozial verhandelten sprachlichen Zeichen. Sprache und Ideologie stehen also in einem bedeutenden Wechselspiel, da nicht nur Sprache das ideologisch gebundene Denken beeinflusst, sondern ideologische Inhalte auch sprachlich vermittelt werden.
Ideologie kann demnach – wertneutral – verstanden werden als ein sprachlich vermittelter und beeinflusster Ideenkomplex, der sich in Unterscheidung bis hin zur dezidierten Abgrenzung oder eventuell auch Abwertung der Andersdenkenden befindet.